Die spätere Klostergründerin Luitgard wurde 1291 im Ortsteil Wittichen geboren. Mit 12 Jahren trat sie in das Beginenkloster zu Oberwolfach ein. 1324 zog Luitgard in das Wittichertal und gründete mit 33 Schwestern eine Klause.
Später wurde diese Klause durch Vermittlung der Königin Agnes von Ungarn von Papst Johannes XXII. als Kloster anerkannt und erhielt die Ordensregeln der hl. Klara. Luitgard zeigte große Liebe zu den Mitmenschen und war oft so freigiebig, dass sie selbst Hunger litt. Sie stand 25 Jahre als Äbtissin dem Kloster Wittichen vor und starb am 16. Oktober 1347.
Die Überlieferung berichtet von vielen Wundertaten an ihrem Grab. Das größte Wunder aber geschah im Grab selbst: Als man im Jahre 1629 den Sarg öffnete, fand man das Gehirn der Toten völlig unversehrt vor; weder Ärzte noch Chemiker konnten eine natürliche Ursache zur Erklärung dafür finden.
Jedes Jahr, am zweiten Sonntag im Oktober, feiert Wittichen das Luitgard Fest. Nach dem feierlichen Gottesdienst in der barocken Klosterkirche findet eine Prozession zu Ehren der Klostergründerin durch das Witticher Tal statt.
Das Kloster wurde während der Säkularisation im Jahre 1803 aufgelöst. Den gesamten Besitz sprach man der fürstenbergischen Standesherrschaft in Donaueschingen zu.
1979 hatte Fürst Joachim zu Fürstenberg das Kloster der Kirchengemeinde Wittichen übertragen.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der weitläufige Komplex, mit Ausnahme der Kirche und des Langbaues abgerissen, um Instandsetzungskosten zu sparen.
Bei der Renovierung 1979/80 wurde der „Lange Bau“ zu einer Pfarrerwohnung mit Gemeindesaal umgebaut. Geblieben ist das Pfarrzentrum im unteren Geschoss. Leer stehen im mittleren Geschoss zwei große Wohnungen, die einst der Pfarrer und seine Haushälterin beanspruchten. Die ehemaligen Klosterzellen im oberen Stockwerk sind unbrauchbar, sie stellen aber so etwas wie die Urzelle des Klostermuseums dar. In ihnen lagerten viele Jahre profane und sakrale Gegenstände, die heute als Exponate das kleine Museum bereichern.
Das Museum wurde im ehemaligen Klosterstall, einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus eingerichtet. Hier finden viele wunderschöne und kuriose Kostbarkeiten ihren Platz: alte handgeschnitzte Grabkreuze, Ornamente, Fürstenberger Tracht, Mineralien, Karfreitagsratsche, altes Handwerk, Paramentenschrank und die in Vitrinen aufbewahrten farbigen Messgewänder. Die Ausstellungsstücke im Museum stammen fast ausschließlich aus dem Kloster selbst.
Reinerzaustraße 12, 77773 Schenkenzell, Tel.: 07836 / 93 97 51
http://www.schenkenzell.de/de/Gemeinde/Geschichte/Kloster-Wittichen
Bildquelle: Tourist-Information Schenkenzell