Der Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob schrieb über Zell am Harmersbach einst: „Ich kenne kein Städtchen im badischen Lande, das schöner gelegen wäre.“ In der Tat wird der romantische Charme des Stadtkerns durch ein mittelalterliches Ambiente aus Fachwerkhäusern mit malerischen Winkeln und den Resten der früheren Stadtbefestigung mit dem markanten Storchenturm sowie dem Hirschturm geprägt. Zwei Stadtbrände, die in den Jahren 1899 und 1904 jeweils starke Zerstörungen verursachten, brachten es mit sich, dass heute neben den mittelalterlichen Fachwerkhäusern auch schmucke Jugendstilbauten das Stadtbild bestimmen.
Die Historie der Stadt Zell am Harmersbach dürfte auf das 7. Jh. zurückgehen. Man nimmt heute an, dass zu jener Zeit ein frommer Benediktinermönch vom nahegelegenen Kloster Gengenbach hier unmittelbar am Harmersbach eine Einsiedelei (Cella) hatte. Tatsächlich erstmals erwähnt wurde Cella als Wohnort eines Mönchs in einer Urkunde von Papst Innozenz II. von 1139. Die Stadtgründung erfolgte, betrieben vom Benediktinerkloster Gengenbach, um 1325. In einem Stadtbrief aus 1330 bescheinigt Kaiser Ludwig dem Rat und den Bürgern von Zell den Erlass der Reichssteuer für vier Jahre, um damit die Stadt bauen zu können. Zell war also damals schon Reichsstadt. Diese Stadt, mit Straßennetz und breiter Hauptstraße, lag am Zusammenfluss von Harmersbach und Nordrach. Sie wurde mit einem ovalen doppelten Mauerring bewehrt. Dazu gehörten fünf Türme, davon drei Tortürme mit Fallbrücken, dem Unter-, Ober- und Kirchtor sowie ein Flankierungsturm, der Hirschturm und ein Wartturm, der „Lange Turm“ mit Hungerverlies und Turmkerker, die übrigens heute noch zu besichtigen sind. Die heute geläufige Bezeichnung „Storchenturm“ erhielt der Lange Turm aufgrund der darauf siedelnden Störche.
1545 bestätigte Karl V. die Freiheiten, Rechte und Zölle der Reichsstadt. Zell war die kleinste der Reichsstädte und nahm im Reichstag auf der schwäbischen Bank den 33. Platz ein. Das Ende der Reichsstadtzeit kam 1803, als Napoleon Zell dem damaligen Kurfürstentum Baden zuschlug. Neben der ursprünglich überwiegend ländlichen Struktur entwickelten sich in Zell am Harmersbach auch eine ganze Anzahl kleiner Fabriken und Gewerbebetriebe. Darunter eine Papierfabrik (1640), eine keramische Fabrik (1794), eine Pottaschesiederei (um 1850), eine Schwerspatmühle (1857) sowie Granatscheifereinen, Sägewerke und 1874 eine Forstbaumschule.
Ein Rundgang durch die ehemalige Reichsstadt Zell am Harmersbach zeigt bedeutende historische Sehenswürdigkeiten, die den ortstypischen Handel und Wandel von den Anfängen bis heute veranschaulichen.
Viel Spaß beim Besuch vor Ort!
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Bildquelle: Großpietsch Produkt-PR®; Stadt Zell am Harmersbach